Die IVOM-Therapie - Neue Hoffnung für Betroffene der AMD
Eine Makuladegeneration galt lange Zeit als nicht behandelbar. Zwar wurden an einigen Spezialzentren Operationsmethoden angeboten, die jedoch aufwändig und belastend waren. Seit 2006 hat sich die Behandlungschance deutlich verbessert, als erstmals ein Medikament zur Hemmung des Wachstumsfaktors VEGF beim Menschen eingesetzt wurde. Damit lässt sich eine feuchte Makuladegeneration erfolgreich behandeln. Inzwischen steht eine Reihe von neu entwickelten, hochwirksamen Medikamenten bereit, die meist eine ähnliche Wirkungsweise haben und mehr oder weniger spezifisch den Wachstumsfaktor VEGF hemmen. Forscher der Augenklinik Sulzbach haben mit über 40 Publikationen zum wissenschaftlichen Erkenntnisstand der Makuladegeneration beigetragen.
Wussten Sie schon?
„Mit einer modernen IVOM-Behandlung nach neuesten VISYOnet Kriterien erreichen wir bessere Ergebnisse als mit einer Standard-Therapie.“
Die IVOM-Therapie zur Behandlung der feuchten AMD
Eine feuchte AMD führt zu einer raschen Sehverschlechterung. Ursache ist das Wachstum „unreifer“ Blutgefäße unter der Stelle des schärfsten Sehens, die zu einer Schwellung der Makula führt. Inzwischen stehen neue Medikamente bereit, die das Wachstum von abnormalen Blutgefäßen unterdrücken und die Schwellung der Makula wieder verringern.
Diese Medikamente werden direkt in den Glaskörperraum des Auges gespritzt (Intravitreale Medikamenteneingabe, IVOM). Dieser sehr kurze Eingriff sollte Ihnen keine Schmerzen bereiten, da Ihr Auge für einige Minuten mit speziellen Tropfen betäubt wird. Die IVOM muss meist in monatlichen Abständen wiederholt werden, bis sich die Sehkraft stabilisiert hat.
VEGF-Hemmung der Gefäßneubildung
Die Medikamente wirken über die Hemmung des körpereigenen Botenstoffs (VEGF) durch einen speziellen Antikörper. Hinter der Abkürzung VEGF verbirgt sich ein sogenannter Wachstumsfaktor (vascular endothelial growth factor). Dieser übernimmt in unserem Körper zahlreiche wichtige Aufgaben. Unter anderem sorgt er dafür, dass sich unsere Blutgefäße ständig erneuern. Bei Patienten, die an einer feuchten AMD leiden, ist der Wachstumsfaktor allerdings überaktiv. Die Folge: Die Blutgefäße wachsen ungehemmt unter und in die Netzhaut. Außerdem sind sie krankhaft verändert (durchlässig), so dass sich vermehrt Blut und Flüssigkeit ansammelt. Moderne VEGF-Hemmstoffe können das Gefäßwachstum stoppen und eine Vernarbung der Gefäße herbeiführen. Die Schwellung trocknet ab.
Wie ist der Ablauf der IVOM-Behandlung?
Da es sich bei der feuchten Makuladegeneration um eine chronische Erkrankung handelt, sind in der Regel wiederholte Behandlungen über mindestens 1-2 Jahre erforderlich. Entsprechend den Empfehlungen der Fachgesellschaften erfolgen am Anfang 3 Injektionen in monatlichen Abständen. Danach folgen monatliche Verlaufskontrollen, bei denen nach bestimmten Kriterien über weitere Behandlungen entschieden wird. Mit diesem Therapieschema erreichen wir derzeit die besten Ergebnisse mit möglichst wenigen Behandlungen. Es ist wahrscheinlich, dass in gewissen Abständen weitere Injektionen erforderlich sind.
Der detaillierte Ablauf meiner IVOM-Behandlung
Den genauen Ablauf von der ersten Voruntersuchung in der Makulasprechstunde bis zur letzten Verlaufskontrolle finden Sie hier.
Wie lange muss ich die Behandlung fortführen?
Je nach Behandlungsprotokoll sind im ersten Therapiejahr durchschnittlich 5 Injektionen nötig, im Zweiten meist weniger. Bei einem kleinen Teil der Patienten muss die Behandlung lebenslang fortgeführt werden. Damit wir den Aufwand für Sie so gering wie möglich halten, arbeiten wir eng mit Ihrem Augenarzt zusammen. Das ermöglicht zu einem großen Teil eine heimatnahe Versorgung auf qualitativ hohem Niveau.
Was kann passieren, wenn wir keine Behandlung einleiten?
Durch die fortschreitende Gefäßneubildung oder Flüssigkeitsansammlung kann die Makula zunehmend geschädigt werden, was zu einer dauerhaften Sehverschlechterung führt. Eine verspätet durchgeführte Therapie hat meist nicht den gleichen Erfolg wie eine frühzeitig begonnene Behandlung.
Spätstadium einer feuchten AMD mit großer, aktiver Gefäßmembran. Links im Foto zeigen sich Schwellungen und Blutungen unter der Makula. Rechts in der OCT-Schichtaufnahme finden sich Zysten (Wasserblasen) in der Makula und eine dicke Gefäßmembran darunter.
Wussten Sie schon?
In der Regel benötigen Patienten mit feuchter AMD wiederholte Injektionen, um eine bestmögliche Wirkung zu erzielen und diese zu erhalten.
Welche Medikamente kommen für mich infrage?
Es gibt unterschiedliche Varianten von VEGF-Hemmern, wobei sich die klinische Erfahrung, die zugelassenen Indikationsgebiete, die Behandlungsprotokolle und die Kosten der einzelnen Medikamente voneinander unterscheiden, nicht aber deren Wirksamkeit. In zahlreichen klinischen Studien wurden eine vergleichbare Wirksamkeit der Medikamente und eine ähnliche Entwicklung der Sehschärfe wissenschaftlich nachgewiesen. Welches Medikament für Sie das richtige ist, entscheiden Sie nach ausführlicher Beratung gemeinsam mit Ihrem behandelnden Ärzte-Team. Derzeit verwenden wir ein OCT-gesteuertes, individualisiertes Therapieschema, das von den Fachgesellschaften empfohlen wird und die besten Ergebnisse mit möglichst wenigen Behandlungen erzielt.
Welche Risiken birgt die Behandlung mit VEGF-Hemmern?
Wie alle Arzneimittel können auch VEGF-Hemmer Nebenwirkungen haben. Insgesamt zeigen sie jedoch eine sehr gute Verträglichkeit. Zu den schwerwiegendsten Nebenwirkungen gehören Entzündungen des Augeninneren oder Netzhautablösungen.
Tipp
Damit wir Nebenwirkungen frühzeitig erkennen und behandeln können, sollten Sie unbedingt alle Kontrolltermine nach der Behandlung wahrnehmen.
Was muss ich nach der IVOM beachten?
Die Injektion von VEGF-hemmenden Medikamenten oder die Augenuntersuchung mit Pupillenerweiterung können zu vorübergehenden Sehstörungen führen. Sie sollten so lange kein Fahrzeug führen oder Maschinen bedienen, bis sich ihr Sehvermögen wieder ausreichend erholt hat. Es ist daher wichtig, dass Sie zur Behandlung eine Begleitperson mitbringen.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Es sind verschiedene Allgemeinerkrankungen oder andere Gründe bekannt, bei deren Vorliegen die Behandlung mit VEGF-hemmenden Medikamenten nicht durchgeführt werden sollte. Bitte lesen Sie die folgende Liste dahingehend aufmerksam durch, ob eine der genannten Kontraindikationen (Gegenanzeigen) bei Ihnen bekannt ist und besprechen Sie das mit Ihrem Arzt:
Absolute Kontraindikationen
- Schwangerschaft / Minderjährigkeit
- Akute Entzündung am Auge
- Akuter Herzinfarkt oder Schlaganfall vor weniger als 6 Monaten
- Instabile Angina pectoris
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (>III)
- Krisenhaft erhöhter Blutdruck (Hypertensive Krise)
- Entgleiste Nierenfunktionsstörung (Dekompensierte Niereninsuffizienz)
- Aktive Nierenentzündung (Glomerulonephritis)
- Bekannte Allergie/Unverträglichkeit
Relative Kontraindikationen
- Nicht eingestellter Bluthochdruck
- Degenerative Erkrankungen der Nerven
- Starke Atemschwäche (Respiratorische Insuffizienz)
- Ausgedehnte Wundflächen
Schwangerschaft und Stillzeit
Bisher liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von VEGF-hemmenden Medikamenten bei Schwangeren und Stillenden vor. Auch wenn die Gesamtbelastung für den Körper nach Anwendung am Auge sehr gering ist, sollten Sie die oben genannten Medikamente während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht einsetzen.