4 Schritte in der Keratokonus-Behandlung
Der Keratokonus ist eine krankhafte, kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut, die schubweise fortschreiten kann. Die frühere Standard-Therapie bestand in der Anpassung von harten Kontaktlinsen und, wenn das nicht mehr ausreicht, in einer vollständigen Transplantation der Hornhaut. Dieses Vorgehen hat sich deutlich geändert. Unsere Augenklinik Sulzbach setzt mit großem Erfolg eine moderne Stufentherapie ein. Damit erhalten wir in jedem Stadium des Keratokonus meist ein gutes Sehen, ohne dass eine Voll-Transplantation notwendig wird.

Dr. med. Karl Boden, Leitender Oberarzt

Wussten Sie schon?
„Früher gab es zwischen „Nichts machen“ und „Hornhaut-Transplantation“ nur wenige Alternativen. Was viele nicht wissen: Heute lässt sich ein Keratokonus mit einer modernen Stufentherapie in jedem Stadium behandeln: Ohne aufwändige Voll-Transplantation der Hornhaut.“

- PD Dr. med. Karl Boden, Leitender Oberarzt
 

KeratokonusWas ist ein Keratokonus?
Beim Keratokonus handelt es sich um eine angeborene Erkrankung der Augenhornhaut, bei der es zu einer langsam fortschreitenden Verformung und Verdünnung der Hornhaut kommt. Die Erkrankung tritt in der Bevölkerung bei etwa einem von 2.000 Menschen auf. Die Patienten sind meist jung (ca. 20-30 Jahre) und nehmen starke Veränderungen ihrer Sehschärfe wahr. Typisch sind auch die Wahrnehmung von Lichtringen um Leuchtquellen (“Halos”) sowie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und Blendung. In frühen Stadien lässt sich das Sehvermögen zunächst durch eine Brille und später durch harte Kontaktlinsen verbessern. In einem fortgeschrittenen Stadium ist durch eine zunehmende Verformung die Anpassung von Kontaktlinsen entweder nicht mehr möglich oder bringt nicht mehr die gewünschte Sehleistung. In späten Stadien bestand früher die einzige Möglichkeit, den Erhalt eines guten Sehvermögens zu gewährleisten, in einer Hornhaut-Transplantation. Durch eine moderne Stufentherapie können wir das verhindern.

Belin-AmbrosioKeratokonus-Früherkennung mit Belin-Ambrosio (Keratokonusindex)
Bei vielen Keratokonus-Patienten erfolgt die Diagnose zu spät. Dabei ist die Früherkennung ektatischer (vorwölbender) Hornhautveränderungen von größter Bedeutung. Je früher ein Keratokonus behandelt wird, umso schonender ist die Therapie und umso besser die langfristige Sehschärfe. Damit wir einen Keratokonus bereits im Frühstadium erkennen, sind die klassischen Untersuchungsmethoden (Krümmung der Hornhautvorderfläche und Bestimmung der zentralen Hornhautdicke) alleine nicht ausreichend.
Mit der modernen Keratokonus-Früherkennung nach Belin und Ambrosio lässt sich der Keratokonus nicht nur in einem beschwerdefreien Frühstadium entdecken, sondern auch die individuelle Prognose für ein Fortschreiten bestimmen (Keratokonusindex). Auf diese Weise können wir Ihre Hornhaut als „normal“, „verdächtig“ oder „pathologisch“ einstufen und frühzeitig therapieren. Die kombinierte topographische (Krümmung) und pachymetrische (Dickenmessung) Höhenkartierung stützt sich auf folgende Informationen:

  • Höhenveränderung der vorderen Hornhaut
  • Höhenveränderung der hinteren Hornhaut
  • Hornhautdicke an der dünnsten Stelle
  • Dezentrierung der dünnsten Stelle
  • Verlauf der Hornhautdicke
 

Moderne Stufentherapie des Keratokonus
In frühen Stadien ermöglichen harte Kontaktlinsen den Patienten mit Keratokonus ein gutes Sehvermögen. Das ist aber nur bei einem stabilen Keratokonus sinnvoll. Sobald ein Fortschreiten nachgewiesen wird, sollte die Stufentherapie durchgeführt werden, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Durch die Behandlung soll das Hornhautgewebe verfestigt werden, wodurch die Verformung der Hornhaut verzögert bzw. gestoppt wird.

Corneal Crosslinking#1 - Corneal Crosslinking
In frühen Stadien lässt sich die Erkrankung mit einem Crosslinking heilen, genauer gesagt, sie wird im aktuellen Zustand eingefroren. Crosslinking ist inzwischen als wirksames Behandlungsverfahren anerkannt. Dabei wird die betroffene Hornhaut sowohl biochemisch als auch biomechanisch stabilisiert. Das erreichen wir durch die Kombination von UV-Bestrahlung und Riboflavin-Augentropfen (Vitamin B2 Abkömmling). Die Intensität der UV-Strahlung ist dabei so gewählt, dass die unter der Hornhaut gelegenen Augenstrukturen (Hornhautinnenschicht, Linse, Netzhaut) keinen Schaden nehmen.
Durch die ca. 60-minüte Behandlung erreichen wir eine Quervernetzung des Hornhaut-Kollagens. Dieser Vorgang ähnelt dem natürlichen Alterungsprozess in der Hornhaut oder der Haut im Allgemeinen. Durch die Quervernetzung wird die Hornhaut rigider (steifer), und kann einer drohenden Verformung besser widerstehen, ohne dass die Transparenz der Hornhaut leidet. Doch Vorsicht: Die Behandlung kann das Fortschreiten stoppen, aber bereits vorhandene Veränderungen nicht rückgängig machen. Aus diesem Grund müssen auch nach der Behandlung in der Regel Brille oder Kontaktlinsen weiter getragen werden.
Das wichtigste auf einen Blick:

  • Nur möglich bis zu einer Mindestdicke der Hornhaut an der dünnsten Stelle (> 400 μm ohne Epithel, mit Epithel 450 μm)
  • Stoppt das Fortschreiten, macht aber Veränderungen nicht rückgängig
  • Schmerzen für einige Tage
  • Krankmeldung für ca. 1 Woche
  • Schwankende Brillenstärke für mehrere Wochen
  • Neue Kontaktlinse nach Crosslinking oft erforderlich
  • Behandlung ist wiederholbar
 

Femto-Bowman#2 - NEU: Femtolaser-Bowman Transplantation
Bisher stand außer einem Crosslinking-Versuch nur noch die aufwändige Voll-Transplantation bereit (Perforierende Keratoplastik). Seit kurzem gibt es mit der neuen Bowman-Transplantation ein hoffnungsvolles, besonders schonendes Verfahren, mit dem wir oft eine perforierende Keratoplastik vermeiden können. Nur wenige spezialisierte Zentren wenden diese revolutionäre Methode an. Wir führen die Bowman-Transplantation erstmals mit dem Laser durch.

Femto-DALK#3 - NEU: Femto-DALK mit Liquid Bubble
Bei einem sehr weit ausgeprägtem Keratokonus mit schlechter Sehkraft genügt es nicht mehr, den Keratokonus zu stabilisieren (z.B. durch ein Crosslinking oder Bowman Transplantation). Damit wir eine bessere Sehkraft erzielen, ist eine Hornhauttransplantation nötig. Doch auch hier sollte auf die bisher übliche Voll-Transplantation verzichtet werden. Mit unserer 2015 neu entwickelten Technik der Liquid-Bubble Femto-DALK führen wir eine Teil-Transplantation nur des Stromas unter Erhalt des natürlichen (und bei Keratokonus gesunden) Endothels durch.
Dabei kommt die neue Generation der Niedrigenergie-Femtolaser zum Einsatz. Der Vorteil: Besonders präzise Schnitte und nur 1/10 der bisherigen Laserenergie im Gewebe. Damit lässt sich das natürliche Endothel dieser meist noch jungen Patienten erhalten. Für diese neuartige Lasertechnologie ist unsere Augenklinik Sulzbach Deutsches Referenzzentrum.

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Unser hohes Maß an Qualität wurde uns als erster Klinik im Saarland offiziell zertifiziert. Das KTQ-Siegel steht für Patientenorientierung, geprüfte Qualität und Sicherheit.