Projekt-Zusammenfassung
Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Entwicklung und Optimierung von innovativen drucksenkenden Operationsverfahren, die darauf ausgerichtet sind eine dauerhafte suffiziente Senkung des intraokularen Drucks bei Glaukompatienten zu erwirken. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung eines neuen Operationsverfahrens zur Aderhaut-Ableitung bei Grünem Star.
Wussten Sie schon?
Das Glaukom ist laut Weltgesundheitsorganisation die zweithäufigste Erblindungsursache. Weltweit haben geschätzt ca. 67 Mio. Menschen einen manifesten Glaukomschaden, 10 % dieser Menschen werden erblinden, weil die Krankheit nicht rechtzeitig diagnostiziert wurde. In Europa sind nahezu 2 % aller Menschen über 40 Jahre am Glaukom erkrankt.
Das tückische beim Glaukom ist, dass es in der Regel keine Schmerzen verursacht, das Auge äußerlich normal erscheint und erst bei einem weit fortgeschrittenen Schaden Gesichtsfelddefekte bemerkt werden.
Klinischer Hintergrund
Das Glaukom, auch bekannt unter dem Namen „grüner Star“, stellt eine Augenerkrankung dar, die mit einem Verlust von Nervenfasern des Sehnervs einhergeht. Mit fortschreitendem Verlust von Sehnervenzellen entstehen charakteristische Gesichtsfeldausfälle, die im Endstadium zur gänzlichen Erblindung des betroffenen Auges führen können. Neben anderen Risikofaktoren, die sich medizinisch nur schwer beeinflussen lassen, stellt ein erhöhter Augeninnendruck den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktor für ein Glaukom und dessen Fortschreiten dar.
Eine dauerhafte Senkung des Augeninnendrucks ist daher zur Behandlung des Glaukoms essentiell, da nur so ein Fortschreiten der Erkrankung mit weiterem Verlust von Sehnervenfasern verhindert werden kann. Als ersten Schritt kommen hierzu drucksenkende Augentropfen zum Einsatz. Vier verschiedene Wirkstoffgruppen stehen bereit, die auch kombiniert angewandt werden können um den drucksenkenden Effekt zu steigern. Nicht immer erbringt diese medikamentöse Therapie den gewünschten drucksenkenden Effekt. Hinzu kommt, dass einige Patienten aufgrund von Allergien oder Unverträglichkeiten ihre Tropfen nicht vertragen. Wenn die medikamentöse Therapie nicht erfolgreich ist, bleibt die Option einer drucksenkenden Operation.
Höchstes Ziel einer solchen operativen Therapie sind maximale Effektivität und Sicherheit des Verfahrens. Das bedeutet, dass wir den besten drucksenkenden Effekt mit dem geringsten Risiko für das Auftreten von Komplikationen erzielen möchten.
Abbildung: Sulzbacher Modifikation der Kanaloplastik mit zusätzlicher Aderhautdrainage
Warum sind bestehende Standardtherapien nicht ausreichend?
Bis vor kurzen war die Trabekulektomie der weltweite Goldstandard zur operativen Behandlung des konservativ nicht kontrollierbaren Glaukoms. Sie konnte die beste Drucksenkung erreichen. Ein großer Nachteil dieser nach außen filtrierenden Operationsmethode, bei der eine Verbindung vom Augeninneren nach außen unter die Bindehaut geschaffen wird um so ein Abfließen des Augenwassers zu gewährleisten, ist die Bildung eines Filterkissen. Diese Art Blase unter der Bindehaut muss ein Leben lang bestehen, damit der Abfluss weiterhin funktioniert. Leider ist hiermit zum einen ein großes Risiko für Infektionen gegeben, was mit einer erhöhten Rate an Krankenhausaufenthalten verbunden ist, zum anderen kommt es sehr häufig zum Vernarben dieses Filterkissens, sodass der Abfluss nicht länger gewährleistet ist und eine erneute Operation nötig ist.
In den letzten Jahren geht daher der Trend zu Operationsmethoden, die den Abfluss des Augenwassers über die natürlichen Abflusswege verstärken, anstatt einen unnatürlichen Abflussweg nach außen zu schaffen. Hierzu wurde die Kanaloplastik entwickelt, bei der der Schlemm’sche Kanal zuerst mit einem Mikrokatheter sondiert und anschließend ein Faden eingelegt wird, um den Kanal offen zu halten. Der drucksenkende Effekt der Kanaloplastik ist dem der Trabekulektomie fast ebenbürtig, jedoch zeigt die Kanalplastik eine viel geringere Komplikationsrate und ist daher als sicherer einzustufen. Wünschenswert wären jedoch Operationsverfahren, die eine noch bessere Drucksenkung bewirken.
Zielsetzung
Wir haben uns zum Ziel gesetzt durch die Entwicklung neuer Operationsverfahren im Rahmen der nicht-penetrierenden Glaukomchirurgie eine optimale dauerhafte Senkung des Augeninnendrucks zu ermöglichen und so dem Fortschreiten des Glaukoms entgegenzuwirken.
Wie ist der Projektstand?
Bisher konnten wir in unserer Klinik über 1.000 Kanaloplastiken durchführen und hervorragende Ergebnisse präsentieren. Die komplikationsreiche Trabekulektomie ist aus unserem Operationsspektrum seit mehr als 5 Jahren gänzlich verschwunden.
Des Weiteren entwickeln wir stets neue Operationstechniken, mit dem Ziel den drucksenkenden Effekt der Kanaloplastik noch zu verstärken, ohne das Komplikationsrisiko zu erhöhen. Erwähnenswert unter den bisherigen Errungenschaften sind unter anderem die Kanaloplastik mit suprachoroidaler Drainage, die 360°- Faden-Trabekulotomie sowie die Suprachoroidale Drainage mit Ologen® Implantation. Weitere vielversprechende Projekte sind in der Entwicklungsphase.
Das Projektteam
Dr. med. Anna-Maria Seuthe (Arbeitsgruppenleiter)
Prof. Dr. med. Peter Szurman
Dr. med Arno Haus
Ciprian Ivanescu