Schonende Teil-Transplantation bei Hornhauterkrankungen
Noch vor kurzem wurde bei Hornhauterkrankungen die ganze Hornhaut transplantiert. Dabei dauerte die Heilphase über ein Jahr. Wir haben uns auf das neue DMEK-Verfahren spezialisiert, bei dem nur die kranke innere Zellschicht (mit den wertvollen Pumpzellen), nicht aber die ganze Hornhaut ersetzt wird. Damit verkürzt sich die Heilphase auf wenige Tage, was bisher über ein Jahr dauerte.
Wussten Sie schon?
Unser Transplantationszentrum unterhält eine Forschergruppe mit eigenem Reinraum-Labor und beschäftigt sich intensiv mit der wissenschaftlichen Weiterentwicklung dieses noch jungen Verfahrens.
Das Transplantationszentrum der Augenklinik Sulzbach
Zunächst gelang 2009 bei einem hornhautblinden Patienten die weltweit erstmalige Teil-Transplantation von einem Spenderauge (erste autologe DMEK). Mit der Entwicklung des weltweit ersten patentierten DMEK-Mikroinjektors zusammen mit der Firma Geuder konnten wir 2011 die Weiterentwicklung der DMEK Teil-Transplantation entscheidend prägen. Die Sulzbacher Glaskartusche erlaubte erstmals die berührungsfreie Implantation von Teiltransplantaten und ist immer noch das weltweit am häufigsten verwendete DMEK-Mikroinjektorsystem. Bereits 3.000 Patienten wurden weltweit mit dem Sulzbacher Mikroinjektorsystem transplantiert. Weitere Entwicklungen umfassen eine neue, besonders schonende und sichere Präparationstechnik (Liquid Bubble, 2014), die Eröffnung einer spezialisierten Reinraum-Gewebebank für lamelläre Teiltransplantate (2015) und die erstmalige Bereitstellung einer Preloaded DMEK in einer ready-to-use Transport-Glaskartusche (2016).
Die 4 Meilensteine der Sulzbacher Forschung
Mit diesen wissenschaftlichen Meilensteinen hat die Augenklinik Sulzbach die DMEK entscheidend geprägt und gilt mit jährlich fast 200 Transplantationen deutschlandweit als eines der führenden DMEK-Zentren.
2011 – Erstes DMEK-Mikroinjektorsystem
Einer der wichtigsten Faktoren war die Entwicklung eines DMEK Mikroinjektorsystems (patent pending, Augenklinik Sulzbach). Erst mit diesem berührungsfreien Glaskartuschen-System konnten wir eine Teil-Transplantation rasch, einfach und schonend durchführen.
Damit steht eine Technik bereit, bei der zu keinem Zeitpunkt der Operation die wertvollen Pumpzellen der Hornhaut berührt oder manipuliert werden. Die Vorteile im Überblick:
- Berührungsfreies Beladen des Mikroinjektorsystems
- Keine Manipulation am Transplantat nötig
- Reibungsarmes Gleiten in der Glaskartusche
- Implantation durch einen 2.4 mm nahtfreien Tunnelschnitt
- Visuelle Kontrolle der korrekten Ausrichtung der Hornhautlamelle während des gesamten Implantationsprozesses
- Operationszeit verkürzt sich auf wenige Minuten
- Besonders schonend, auch in moderner Tropfenbetäubung möglich
- Live-Chirurgie: DMEK: LINK
2014 – Sichere Präparation mit der neuen Liquid Bubble-Technik
Die Präparation war und ist der größte Unsicherheitsfaktor bei der DMEK. Einrisse und mechanischer Stress bei der Vorbereitung können zu einem Transplantatversagen führen. Die neu entwickelte Liquid Bubble Methode erleichtert die Präparation erheblich. Damit ist die Herstellung der Teil-Transplantate deutlich kürzer und wesentlich sicherer. Der große Vorteil ist, dass die wichtigen Pumpzellen mit dieser Methode keinem mechanischen Stress ausgesetzt sind und unter natürlichen Bedingungen transplantiert werden. Die Vorteile in der Übersicht:
- Sichere Präparation ohne radiäre Einrisse
- Selektive Anfärbung nur der stromalen Seite
- Endothelzellen ohne Kontakt zum Farbstoff
- Minimierung des mechanischen Stress
- Live-Chirurgie: Liquid Bubble-Präparation: LINK
2015 – Eröffnung einer spezialisierten Reinraum-Gewebebank für Teiltransplantate
Mit der Eröffnung unserer Knappschafts-Gewebebank Saar steht eine der modernsten Reinraumanlagen zur Aufbereitung und Herstellung von Augenhornhaut-Gewebe bereit. Der gesamte Herstellungsprozess unterliegt einem strengen, zertifizierten Qualitätssicherungssystem. Unsere Gewebebank stützt sich auf ein neues Spendernetzwerk aus 14 Knappschaftskliniken im Bundesgebiet.
Als eine der wenigen Hornhautbanken in Europa sind wir spezialisiert auf die Herstellung moderner Teiltransplantate (Precut DMEK). Da Teiltransplantate eine besonders hohe Herstellungsqualität benötigen, werden die Hornhaut-Lamellen in einem zertifizierten Prozess unter Reinraum-Bedingungen vorpräpariert und bereitgestellt. Die Präparation erfolgt ausschließlich mit der eigenentwickelten Liquid-Bubble Technik, die deutlich schonender und sicherer ist als bisherige Präparationsmethoden.
2016 – Weltweit erste Gewebebank für vorgeladene Teiltransplantate (Preloaded DMEK)
Als weltweit erste Hornhautbank können wir besonders präparierte Hornhautlamellen zukünftig in einem vorgeladenen Mikroinjektorsystem ready-to-use bereitstellen (Preloaded DMEK). Herzstück ist ein zusammen mit der Firma Geuder entwickeltes Glaskartuschen-Transportsystem, in dem wir die schonend aufbereiteten Hornhautlamellen an externe Kliniken und Operateure versenden. Das Teil-Transplantat liegt bereits gebrauchsfertig im Mikroinjektorsystem vor. Der Vorteil der vorgeladenen Teiltransplantate liegt darin, dass sie sich ohne weitere Vorbehandlung direkt aus dem Transport-Mikroinjektorsystem berührungsfrei implantieren lassen. Dieses Verfahren wird es mehr Augenärzten als bisher ermöglichen, schonende Teil-Transplantationen der Hornhaut durchzuführen.
Die Vorteile im Überblick
- Vorgeladenes DMEK-Teiltransplantat in gebrauchsfertigem Glaskartuschen-Transportsystem
- Implantation ohne weitere Vorbereitung des Transplantats
- Berührungsfreie Implantation direkt aus dem Transport-Mikroinjektorsystem
- Nachfärben innerhalb des Mikroinjektors möglich
- Implantation durch einen 2.4 mm nahtfreien Tunnelschnitt in Tropfanästhesie
- Live-Chirurgie: Vorgeladenes Glaskartuschen-Mikroinjektorsystem: LINK