Derzeit wird die Glaukomchirurgie durch neue, besonders schonende Verfahren revolutioniert. Neben der inzwischen etablierten Kanaloplastik gibt es eine Reihe von neuen, hoffnungsvollen Verfahren mit Mikro-Stents und Laser: Die sogenannte Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS) ist durch ein minimales Operationstrauma mit hohem Sicherheitsprofil und schnellem Heilverlauf gekennzeichnet. Wir beschäftigen uns seit Jahren wissenschaftlich intensiv mit diesen neuen Techniken und möchten unseren Patienten die wichtigsten Neuerungen zugänglich machen. Mikro-Stents setzen wir zunehmend bei einfachen bis mittleren Glaukom-Erkrankungen ein.
Wussten Sie schon?
Die neuen Mikro-Stents und Laser-assistierte Glaukom-Operationen (Deutsches Referenzzentrum) zeigen eine besonders kontrollierte Drucksenkung und entwickeln sich zur Zukunftstechnologie in der Glaukombehandlung.
iStent inject – das kleinste Implantat der Welt
Der „iStent“ ist das weltweit kleinste Implantat für den menschlichen Körper. Er drainiert das Kammerwasser in den natürlichen Abflusskanal (transtrabekulärer Shunt). Über einen kleinen Schnitt am Hornhautrand wird der Mikro-Stent eingeführt. Die Mikro-Stents können zusammen mit einer Grauen Star-Operation implantiert werden. Internationale Studien bestätigen, dass über 70 % der Patienten, die mit einem iStent inject versorgt wurden, auch nach 12 Monaten keine Glaukom-Medikamente mehr benötigten.
Das kleinste Implantat der Welt misst nur 0.36 mm und ist mit bloßem Auge kaum zu sehen. Es drainiert das Kammerwasser durch das Trabekelmaschenwerk hindurch in den Schlemmkanal und fließt von dort aus ab.
Erfolgreich durchgeführtes Einsetzen von 2 iStent Mikro-Implantaten in den Kammerwinkel. Das Kammerwasser wird direkt in den Abflusskanal umgeleitet.
Die Vorteile des iStent inject im Überblick:
- Geeignet zur Senkung oder Eliminierung der Medikamentenbelastung
- Implantation mit kurzer Eingriffszeit
- Sehr gutes Sicherheitsprofil
- Effektive Drucksenkung
- Gut kombinierbar mit einer Grauen Star Operation
XEN Stent – kraftvolle Drucksenkung mit dem Gel-Stent
Der XEN Gel Stent ist ein minimal-invasives Mikro-Implantat zur Behandlung vieler Formen des Glaukoms. Das Gel-artige Röhrchen besteht aus Collamer, einem sehr gut verträglichen Material aus biologischem Kollagen. Der XEN Gel Stent ist so klein, dass er ohne Naht eingesetzt werden kann und ist von außen für den Patienten weder sichtbar noch spürbar. Das Implantat wird durch das Trabekelwerk unter die Bindehaut geschoben und drainiert das überschüssige Kammerwasser direkt nach außen. Dadurch kann der Augeninnendruck recht stark bis zu 50% abgesenkt werden. Diese neue Behandlungsmethode ist zwar besonders effektiv, allerdings aufgrund der hohen Drucksenkung auch mit etwas höheren Risiken verbunden im Vergleich zu anderen mikro-invasiven Verfahren.
Ablauf einer XEN Implantation. Das Implantat wird über die Vorderkammer eingeführt und dann durch das Trabekelmaschenwerk unter die Bindehaut geschoben
Die Vorteile des XEN Gel Stents im Überblick:
- Einfache, schnelle Implantation mit stabilem Sitz
- Umgeht alle potentiellen Abflusswiderstände
- Besonders effektive Drucksenkung bis zu 50%
- Gut kombinierbar mit einer Grauen Star Operation
XEN Stent im Kammerwinkel (gonioskopisch)
Cypass Stent – die Drainage unter die Aderhaut
Der Cypass Stent erzeugt einen Shunt zwischen der Vorderkammer und dem Raum unter der Aderhaut (suprachoroidaler Raum). Damit ähnelt es der Sulzbacher Entwicklung der Suprachoroidalen Drainage. Das Implantat wird von innen eingesetzt, also ohne Eröffnung der Bindehaut. Mittels eines Injektors wird das Implantat minimal-invasiv in den suprachoroidalen Raum eingeführt, bis von dem Stent nur noch die Halskrause erkennbar ist. Die Drucksenkung liegt derzeit bei ca. 30%, mögliche Probleme ergeben sich v.a. aus einer zu starken Drucksenkung.
Ablauf der Cypass-Implantation unter die Aderhaut. In der 50 MHz Ultraschall-Aufnahme (rechts) ist das Röhrchen unter der Aderhaut gut erkennbar.
Die Vorteile des Cypass Stents im Überblick:
- Rasche Implantation ohne Eröffnung der Bindehaut
- Nutzt die besonders effektive Wirkung der Aderhautdrainage
- Effektive Drucksenkung bis zu 30%
- Kombinierbar mit einer Grauen Star Operation
Neu: 360° Visco-Kanaloplastik
Neue Hoffnungen verbinden sich mit einer OP-Technik, bei der der Abflusskanal von innen aufgedehnt wird. Damit verbindet es die Vorteile einer Kanaloplastik mit der modernen mikro-invasiven Glaukomchirurgie (MIGS). Während dieses Eingriffes wird der natürliche Abflussmechanismus durch das Trabekelmaschenwerk, den Schlemm´schen Kanal und die Kollektorkanäle mittels Viskodilatation reaktiviert. Das Funktionsprinzip ist durch die Methodik der Kanaloplastik seit vielen Jahren bekannt und wird sehr erfolgreich angewandt. Da bei dieser Operationsmethode weder die Bindehaut noch die Sklera eröffnet werden, hat die Visko-Kanaloplastik nur wenige Risiken. Langzeitergebnisse stehen aber noch aus.
Ein feiner Katheter wird von innen in den Abflusskanal eingeführt und dehnt ihn auf
Die Vorteile der 360° Visco-Kanaloplastik im Überblick
- Schonende Aufdehnung des Schlemm Kanals
- Keine Eröffnung der Bindehaut
- Vereint die Vorteile der MIGS und der Kanaloplastik
- Minimales Risikoprofil
CLASS (CO2 Laser-assistierte tiefe Sklerektomie)
Die suprachoroidale Drainage (Sulzbacher Entwicklung zur Aderhaut-Drainage) führen wir zunehmend mit einem neuen CO2-Laser durch (CLASS), so dass die meisten mechanischen Schritte entfallen. Für dieses moderne Laserverfahren sind wir ein ausgewiesenes Referenzzentrum. Möglich ist auch die Kombination mit einem Kollagen-Implantat (Ologen) und Mitomycin zur Verhinderung der Bindehautvernarbung.
Die Ausdünnung des Trabekelmaschenwerks setzen wir sicher mit dem Laser statt mit Skalpell und Klinge. Die Operationszeit verkürzt sich damit auf 15 min.