Stammzelltherapie der Hornhaut
Eine Schädigung des Hornhautrandbereiches kann zu schwersten Hornhauttrübungen führen, da hier die Stammzellen der Hornhaut sitzen. In diesem Fall kann auch eine klassische Hornhauttransplantation nicht helfen. Denn ohne die sogenannten Limbusstammzellen würde auch die neue Hornhaut zugrunde gehen. Die Lösung: Eine Stammzellen-Transplantation vom gesunden Auge.
Wussten Sie schon?
Schwerste Hornhauterkrankungen, z.B. nach Verbrennung oder Laugen-Verätzung können in vielen Fällen nur mit einer neuen Stammzell-Transplantation behandelt werden.
Die Rolle der Limbus-Stammzellen
Den Übergangsbereich zwischen der Hornhaut und der Lederhaut des Auges nennt man Limbus corneae. Der ringförmige Gewebestreifen enthält Stammzellen. Limbusstammzellen dienen als eine Art Zellreservoir für Regenerations- und Reparaturprozesse des Hornhautepithels. Die Stammzellen können zu Epithelzellen heranreifen. So regeneriert sich das Epithel von außen nach innen.
Rechts: Schnittbild durch den Limbus mit rot gefärbten natürlichen Stammzellen. Gehen diese zugrunde, verliert die Hornhaut ihre oberflächliche Epithel-Zellschicht (links) und trübt ein.
Was bei zerstörtem Limbus passiert
Werden die Stammzellen des Limbus zerstört, geht die Oberfläche der Hornhaut zugrunde, was bis zur Erblindung führen kann. Es genügt schon eine teilweise Zerstörung des Ringes, zum Beispiel durch eine Verätzung. Dann breitet sich der Untergang des Epithels von dieser Lücke aus und führt zumindest zu einer teilweisen Eintrübung der Hornhaut.
Warum das ein kritischer Sonderfall ist
Im Gegensatz zu anderen Ursachen von Hornhauttrübung ist bei zerstörten Limbusstammzellen eine Hornhauttransplantation nicht ausreichend. Das Transplantat würde zugrunde gehen, da der Limbus nicht mittransplantiert wird. Transplantiert wird nur eine klare Scheibe aus der Mitte der Hornhaut. Diese enthält aber keine Limbusstammzellen. Im Bild unten zeigen sich die 4 Hauptgründe, warum eine normale Hornhaut-Transplantation ohne gleichzeitige Stammzell-Transplantation nicht sinnvoll ist.
Autologe Stammzelltherapie: Neue Hilfe durch eigene Stammzellen
Mit einer Stammzelltransplantation kann in diesen schweren Fällen geholfen werden. Ist nur ein Auge betroffen, dient das andere Auge als Quelle des Spendergewebes. Es genügt ein Quadratmillimeter Gewebe. Die Entnahme schadet dem Auge nicht. Die darin enthaltenen autologen (eigenen) Limbusstammzellen können mit verschiedenen Techniken in das kranke Auge eingesetzt werden. Ziel unseres Forschungsvorhabens ist es die die autologen Limbusstammzellen aus der Gewebebiopsie zu isolieren und unter strengen Reinraumbedingungen zu vermehren. Danach werden ins kranke Auge eingesetzt, wo sie anwachsen und für die Regeneration des Epithels sorgen. Noch ist diese Therapie nicht einsatzfähig, aber wir versprechen uns davon bahnbrechende Möglichkeiten für die Therapie schwerer Hornhauterkrankungen.
Autologe Stammzell-Transplantation bei einem jungen Mann nach einer schweren Laugen-Verätzung (links oben). Nach Entnahme einer sehr kleinen kreisrunden (1mm) Limbus-Stanze vom gesunden anderen Auge (rechts oben) werden daraus in unserer Reinraum-Gewebebank die Stammzellen isoliert und kultiviert, anschließend mit einer dünnen Trägermembran auf das kranke Auge aufgebracht (links unten). Nach 6 Wochen ist die Hornhaut wieder klar, es ist keine Hornhaut-Transplantation mehr nötig.
Wussten Sie schon?
Bitte beachten Sie: Bei der Therapie mit Limbusstammzellen handelt es sich um die unbedenkliche Nutzung von körpereigenem Gewebe des Patienten. Nicht zu verwechseln mit der ethisch umstrittenen Forschung an embryonalen Stammzellen.
Stammzellkultur in unserer Reinraum-Gewebebank in Vorbereitung zur Transplantation: Die Stammzellen vermehren sich (links) und zeigen bis zum Schluss nachweislich Stammzelleigenschaften (Mitte), aber dennoch auch eine eindeutige Ausreifung zu Hornhaut-Zellen (rechts).