Die Diagnose "Uveitis" stellt für Erwachsene eine Herausforderungen dar. Umso schwieriger gestaltet es sich im Kindesalter, da die schwere Augenentzündung meist auch mit schweren Systemerkrankungen einhergeht. Auch die Eltern werden gefordert mit der Diagnose ihrer Kinder zu leben und sie streng zu beobachten, um Veränderungen und neue Schübe nicht zu versäumen. In unserem Uveitis-Zentrum der Augenklinik Sulzbach besteht eine lange Tradition in der Behandlung von Kindern mit Uveitis.

Oberärztin Priv. Doz. Dr. med. Gesine Szurman

Wussten Sie schon?
„Bei Kindern liegt oft eine chronische, schleichende Form der vorderen Uveitis vor. Das Auge ist äußerlich reizfrei und schmerzt nicht. Die langsam fortschreitende Sehverschlechterung wird häufig sehr spät bemerkt.“

- Oberärztin Prof. Dr. med. Gesine Szurman
 

Uveitis bei Kindern Uveitis im Kindesalter
Oft wird eine Uveitis im Kindesalter erst im Rahmen einer Routineuntersuchung oder durch eine Sehminderung bei der Einschulung festgestellt. Ursächlich ist, dass Kinder eine Sehminderung als solche meist nicht äußern und diese erstaunlicherweise sehr gut kompensieren können, selbst bei fortgeschrittenen Befunden. Wenn die Diagnose "Uveitis" im Kindesalter gestellt wird, sind nicht nur die Kinder an sich betroffen, sondern auch die Eltern und die behandelnden Ärzte werden durch die Erkrankung herausgefordert. Meist müssen die Kinder mit den Komplikationen der Entzündung am Auge zurechtkommen und mit den Grunderkrankungen leben und umgehen lernen.

Wussten Sie schon?
Kinder sind keine “kleinen Erwachsenen”. Die körperliche und seelische Entwicklung wird durch die Erkrankung unmittelbar, aber auch durch die Behandlung selbst, beeinflusst. Die Kinder sollen so “normal” wie möglich aufwachsen und nicht durch übertriebene Fürsorge gehemmt werden. Andererseits ist es wichtig, dass die Eltern gut über die Krankheit informiert sind und zusammen mit den behandelnden Ärzten den Kindern helfen, die Situation zu meistern.

 

Häufigkeit
Uveitiden im Kindesalter (< 16.LJ) machen ca. 5-10% aller Uveitis-Erkrankten aus. Hierbei handelt es sich vorrangig um Entzündungen des vorderen Augenabschnittes, Uveitis anterior (>80%). Seltener (ca. 15-30%) entwickeln Kinder eine Uveitis intermedia (oft im Rahmen einer Sarkoidose, bei pädiatrischer Multipler Sklerose, Tuberkulose, Borreliose) oder eine Entzündung des hinteren Augenabschnittes, posteriore Uveitis (z.B. bei Tubulo-interstitiellem Nephritis und Uveitis (TINU)-Syndrom, HIV, Toxoplasmose, Herpesviren, Toxocara).

Ursachen
Eine Uveitis im Kindesalter kann als idiopathische Erkrankung, infolge einer bakteriellen oder viralen Entzündung, oder im Rahmen einer entzündlich rheumatischen Erkrankung auftreten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kinderarzt, Augenarzt und Rheumatologen ist daher gefragt. Sowohl für die Ursachenabklärung als auch für die weitere Behandlung und Therapie der Kinder ist eine fachübergreifende Zusammenarbeit mehrerer Ärzte aus unterschiedlichen Bereichen sehr wichtig.
Als häufigste assoziierte rheumatische Systemerkrankungen für eine Uveitis im Kindesalter gilt die Juvenile idiopathische Arthritis (JIA). Eine ebenso wichtige Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis ist die Spondylarthritis (Morbus Bechterew).

  • Juvenile idiopathische Arthritis (JIA): Bei ca. jedem zehnten Kind mit JIA tritt im Laufe der Erkrankung eine Uveitis auf. Oft bleiben die Kinder beschwerdefrei oder können die Beschwerden nicht ausreichend äußern. Auch die Augen wirken äußerlich nicht "Rot", wie sie es sonst bei Entzündung des vorderen Augenabschnitts sind. Deshalb empfehlen wir eine intensive augenärztliche Kontrolle. Viele Kinder entwickeln eine Entzündung am Auge, bevor überhaupt eine Gelenkbeteiligung auftritt, d.h. die Diagnose "Rheumatische Erkrankung" wird oft erst über eine Entzündung am Auge gestellt. Daher ist gerade bei diesen Fällen eine fachübergreifende Führung umso wichtiger. In 75-80% der Kinder mit JIA sind Mädchen, 70-90% der Kindern mit JIA und Uveitis zeigen in Laboruntersuchungen eine Verbindung mit "Antinukleären Antikörpern" (ANA). Eine weitere Häufung zeigt sich mit dem Erkrankungsalter. So entwickeln Kinder, die bereits zwischen dem vierten bis fünften Lebensjahr an einer JIA erkranken deutlich häufiger eine Uveitis als jene, die an einer JIA zwischen dem sechsten und siebten Lebensjahr erkranken. Eine frühzeitige Therapie ist nötig, um die mit der Entzündung einhergehende Komplikationen, wie Verklebungen der Regenbogenhaut, Entwicklung eines Grauen (Linsentrübung) oder Grünen Stars (Glaukom), Veränderungen an der Netzhautmitte (Makulaödem, Makula Pucker) oder Eintrübungen der Hornhaut (Bandkeratopathie) so gut es geht zu verhindern.
  • Juvenile ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew): Im Unterschied zur Uveitis bei JIA zeigt sich das Auge im akuten Schub meist "Rot" und schmerzhaft, wodurch eine Diagnose deutlich vereinfacht wird. Die ersten systemischen Symptome, wie stumpfe Schmerzen in den Lenden und der Gesäßregion, treten meist im späten Jugendalter auf. 90% der Betroffenen zeigen eine labordiagnostische Assoziation mit dem HLA-B27-Gen. Viele Patienten mit nur milden Symptomen, v.a. bei Mädchen, bleiben oft "undiagnostiziert". Der klassische Morbus Bechterew Patient ist männlich mit deutlicher fibrinöser Uveitis anterior und HLA-B27 positivem Marker.
 

Wesentlich seltener sind Infektionserkrankungen im Kindesalter, die eine Uveitis auslösen. Hierzu zählen z.B. Toxoplasmose, Borreliose, Herpesentzündungen, Tuberkulose, HIV oder Toxicara.

Besonderheit der Uveitis im Kindesalter
Kinder mit Uveitis haben ein besonderes Risiko für Komplikationen aufgrund der chronischen Entzündung, die häufig schleichend und symptomarm beginnt und die Diagnosestellung verzögert. Das gilt insbesondere für Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis (JIA), die typischerweise anfangs ohne Symptome verläuft und bereits bei Erstdiagnose eine hohe Rate an Komplikationen aufweist.

Häufigste Komplikation: Die Graue Star Entwicklung
Die Kataraktentwicklung (Grauer Star) ist die häufigste Sehkraft-bedrohende Komplikation bei Uveitis im Kindesalter. Bei der JIA-assoziierten Uveitis besteht die Katarakt oft bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung. Eine Kataraktoperation beinhaltet besondere Risiken während und nach einer Operation. Damit wir Komplikationen vermeiden, ist eine intensive Immunsuppression, eine möglichst schonende Operation am reizfreien Auge und eine konsequente Therapie der Amblyopie (Schwachsichtigkeit) notwendig. Werden diese Faktoren beachtet, erlaubt eine rechtzeitige Kataraktoperation auch bei Uveitis im Kindesalter eine nachhaltige Wiederherstellung der Sehschärfe. An unserer Augenklinik besteht eine lange Tradition in der Behandlung von Uveitis-Komplikationen bei Kindern.

Literatur:

  • Szurman P, Heiligenhaus A, Hettlich HJ, Dick HB, Kohnen T. Kataraktchirurgie bei Uveitis im Kindesalter. Klin Monatsbl Augenheilkd 2007; 224: 532-537
  • Heiligenhaus A, Szurman P, Heinz C. Aktuelle Kataraktchirurgie bei Uveitis im Kindesalter. Ophthalmologe 2007; 104: 572-576
  • Szurman P, Heiligenhaus A, Hettlich HJ, Dick HB, Kohnen T. Kataraktchirurgie bei Uveitis im Kindesalter. Klin Monatsbl Augenheilkd 2007; 224: 532-537
 

Behandlung von Kindern mit Uveitis
Eine nicht-infektiöse Uveitis behandeln wir auch im Kindesalter vorrangig meist mit Kortikosteroid-haltigen Augentropfen oder, falls erforderlich, mit systemischen Kortikosteroiden. Dabei therapieren wir bei einer vorderen Uveitis meist primär mit Augentropfen. Ergänzt wird eine Basis-immunsuppressive Therapie bei Kindern mit rheumatischen Erkrankungen. Bei einer mittleren oder hinteren Uveitis setzen wir primär eine systemische Kortisontherapie ein. Immunmodulatorische Substanzen (wie Methotrexat, Ciclosporin, Azathioprin) finden auch im Kindesalter Einsatz und helfen Kortison-haltige Präparate einzusparen. Wichtig ist eine fachübergreifende Führung (Rheumatologe, Kinder- und Augenarzt) der kleinen Patienten, da gerade im Kindesalter die genaue Dosierung der Immunsuppresiven Therapie nur in erfahrenen Händen erfolgen sollte. Denn Kinder bauen viele Medikamente anders und viel langsamer ab als Erwachsene. Ähnlich wie bei Erwachsenen behandeln wir auch bei den Kindern virale oder bakterielle Entzündungen mit den adäquaten Antibiotika oder Virustatika.

Behandlung von Uveitis-Komplikationen bei Kindern
Die Behandlung einer Uveitis im Kindesalter richtet sich wie beim Erwachsenen nach der Ursache, dem Schweregrad und der Lokalisation der Entzündung. Dabei ist es uns durch den Einsatz einer adäquaten Behandlung wichtig, mögliche Spätfolgen zu vermeiden. Sollte es dennoch zum Auftreten von Komplikationen kommen, können wir diese meist mit Hilfe unterschiedlicher Behandlungsmethoden – konservativ oder auch operativ – beheben. Das Spektrum erstreckt sich dabei von der Therapie einer Linsentrübung mit Lösung der Verklebungen der Regenbogenhaut, oder Entfernung von Kalkablagerungen an der Hornhaut, über eine operative Behandlung im Bereich des hinteren Augenabschnittes (Glaskörper, Netzhaut) bis hin zur diagnostischen Punktion und ggf. Probebiopsie unterschiedlicher Augenabschnitte bei schweren Formen der Entzündung.
Grundsätzlich gilt, dass operative Eingriffe bei einer Uveitis im Kindesalter mit Zurückhaltung und nur an erfahrenen Zentren, die nicht nur einen Uveitis-Schwerpunkt aufweisen, durchgeführt werden sollten. Denn Eingriffe bei Kindern unterscheiden sich teils deutlich von denen bei Erwachsenen.

Wie bemerke ich eine Verschlechterung bei meinem Kind?
Im Kindesalter bleiben Entzündungen im Rahmen einer Uveitis, z.B. durch Fehlen von Schmerzen, oft unbemerkt. So können wir bei einer vorderen Uveitis durch eine Weitstellung der Pupille im akuten Schub das Verkleben der Pupille mit der Linsenvorderfläche verhindern. Durch mögliche Verklebungen kommt es zu Verziehungen der eigentlich runden Pupille, die dann nicht mehr ausreichend gut auf Lichteinfall oder Dunkelheit reagieren kann. Im akuten Schub kommt es z.B. bei einer JIA-assoziierten Uveitis oft zu einem Reizzustand am Auge, ohne die typischen Beschwerden wie Rötung oder Schmerzen. Daher kann durch eine abendliche Gabe von pupillenerweiternden Augentropfen (z.B. Mydriaticum) eine Kontrolle durch die Eltern auf mögliche Pupillenverziehung erfolgen. Erweitert sich die Pupille nicht ausreichend gleichmäßig rund, ist das ein Hinweis für ein erneutes Aufflammen der Erkrankung. Sollten die Eltern daher Veränderungen in der Pupillenform ihrer Kinder nach erfolgter Erweiterung feststellen, sollte eine zeitnahe augenärztliche Kontrolle erfolgen.

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Leitender Oberarzt Dr. Karl Thomas Boden

 

PD Dr. med. Karl T. Boden
Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikleiter
Sektionsleitung Retinologie und Laser-Kataraktchirurgie
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