Vorgehen bei Lidtumoren
Arten von Lidtumoren
Lidtumore sind Geschwulste der Haut im Bereich der Augenlider, die sowohl am Oberlid als auch am Unterlid auftreten. Dabei kann es sich einerseits um gutartige Hauttumore - wie Warzen (Papillome) oder Fetteinlagerungen - handeln. Andererseits gibt es auch bösartige Tumore des Lids. Der mit Abstand häufigste bösartige Lidtumor ist das Basaliom.
Wussten Sie schon?
Bei 90% aller bösartigen Lidtumore handelt es um Basaliome, die wir meist gut entfernen können.

An keiner anderen Stelle des Körpers entstehen so viele und so unterschiedliche Tumore wie im Lidbereich. Die Unterscheidung zwischen gut- und bösartig erfordert spezialisierte Ärzte mit langjähriger Erfahrung.
Gutartige Lidtumore
Dazu zählen Warzen (Papillome) oder Fettablagerungen (Xanthelasmen), aber auch Blutschwämme (Hämangiome) und verstärkte Verhornungen der Haut (Hyperkeratosen). Verfärbungen am Lid sollten Sie unbedingt abklären, wenn sie wachsen. Denn an den Lidern bilden sich häufig Muttermale (Naevi). Sie können unter Umständen entarten und sich zu bösartigen Lidtumoren entwickeln. Auch Keratoakanthome (knotige Hautgeschwulste) sollten entfernt werden, da sie sich zu bösartigen Lidtumoren verändern können.
Basaliom
Das Basaliom (Basalzellkarzinom) kann alle Gesichtsbereiche befallen. Häufig tritt es im Bereich der Augenlider, insbesondere der Lidkante, auf. Es handelt sich um den häufigsten aller bösartigen Lidtumore. Das durchschnittliche Erkrankungsalter für ein Basaliom liegt bei ca. 70 Jahren. Es können jedoch auch deutlich jüngere Menschen betroffen sein, vor allem bei einem hellen Hauttyp. Die gute Nachricht: Es streut nicht, aber es kann weiter wuchern. Deshalb ist die rechtzeitige Diagnose sehr wichtig. Dann können wir es entfernt, ohne dass wir zu viel Gewebe dabei wegnehmen müssen. Wichtig: Der Tumor ist meist größer, als er aussieht, weil er auch unter der Hautoberfläche wuchert.
Typisch beim Basaliom sind die perlschnurartigen Verdickungen am Rand des Tumors mit einer zentralen Kraterbildung. Auf dem Randwall finden sich häufig sehr feine, neu gebildete Blutgefäße, die zart durch die Haut schimmern (Teleangiektasien). Befindet sich das Basaliom an der Lidkante, tritt lokal typischerweise ein Verlust der Wimpern auf.
Seltene bösartige Lidtumore
Andere bösartige Lidtumore, die auch Metastasen bilden können, sind zum Glück selten. Hierzu zählt das Plattenepithel-, Talgdrüsen- und Merkelzell-Karzinom, aber auch das Melanom (schwarzer Hautkrebs). Sie ähneln nicht selten einer harmlosen Entzündung oder einem Gerstenkorn, so dass eine erfahrene Beurteilung wichtig ist, um keine Zeit zu verlieren. Eine Exzision (Entfernung durch Herausschneiden) mit ausreichendem Sicherheitsabstand und internistische Mitbetreuung ist für Sie dabei besonders wichtig.
Was bemerke ich?
Jede Erhebung, Verfärbung oder Entzündung muss kontrolliert werden. Zeichen für Bösartigkeit können Wachstum, chronische Entzündung, Blutung oder Verlust der Wimpern sein. Die Art des Lidtumors bestimmt, welche Behandlung für Sie die richtige ist. Manche gutartige Tumore benötigen keine Therapie, bei anderen muss der Befund mit einer Biopsie abgeklärt werden.
Die richtige Diagnose und Behandlung
Im Zweifel wird Sie Ihr Augenarzt in unserer Spezialsprechstunde für Liderkrankungen vorstellen. Hier kontrollieren wir die Gegebenheiten am Lid und beraten Sie ausführlich und sorgfältig. In vielen Fällen können wir eine kleine Probe entnehmen und feingeweblich untersuchen, um eine sichere Diagnose zu stellen.
Sollte sich eine Bösartigkeit bestätigen, können wir den Tumor meist vollständig entfernen. Wichtig ist die sogenannte 24-Stunden-Histologie. Damit haben wir die Möglichkeit, nur so viel zu entnehmen wie nötig. Bereits am nächsten Tag wissen wir, ob alles im gesunden Bereich entfernt ist. Danach kann der plastisch-rekonstruktive Wundverschluss erfolgen, um einen kosmetisch und funktionell guten Zustand zu erreichen. Bei ausgedehnten Tumoren hilft zudem eine lokale Kälte- oder Chemotherapie (Mitomycin C), den Lidtumor zu behandeln.
Medizinische Behandlung mittels krampflösendem Medikament
Neben der kosmetischen Behandlung sind krampflösende Mittel auch bei verschiedenen Augenerkrankungen einsetzbar. Der häufigste medizinische Grund für den Einsatz von krampflösenden Medikamenten ist bei uns der Lidkrampf (Blepharospasmus), aber auch andere Dystonien (spastische Muskelzuckungen) und die endokrine Orbitopathie.
Wussten Sie schon?
Augenärzte waren die ersten Mediziner, die den therapeutischen Wert der Injektion krampflösender Mittel erkannten. In den 70er Jahren behandelten sie erstmals Schielen und Augenzittern (Nystagmus) damit, seit den 80er Jahren vor allem den Lidkrampf (Blepharospasmus)
Was ist ein Blepharospasmus (Lidkrampf)?
Beim Blepharospasmus ruft eine Verkrampfung der Ringmuskeln an den Augen ein nicht kontrollierbares Augenzwinkern hervor. Anfangs ist dieses Zwinkern kaum vom normalen Lidschluss zu unterscheiden. Schreitet die Krankheit fort, kann sie zu einer andauernden Verkrampfung des Lides führen, die mit einer Sehbehinderung und einer deutlichen Entstellung des Gesichts einhergeht.
Besonders häufig sind Frauen im mittleren Alter von dieser Krankheit betroffen. Sie beginnt oft einseitig mit häufigem Lidschlag und einem Fremdkörpergefühl im Auge. Emotionale Belastung, grelles Licht und Stress können die Symptome verstärken.
Behandlung des Blepharospasmus mittels Injektion eines krampflösenden Medikaments
Seit den 80er Jahren hat sich die Behandlung des Blepharospasmus mit der Injektion eines krampflösenden Medikaments bewährt. Nach der Injektion des Wirkstoffs ist der betroffene Muskel gelähmt, so dass das Augenzwinkern nachlässt. Mehr als 90% der betroffenen Patienten profitieren von dieser Therapie, die heute als erste Wahl gilt. Unsere Erfahrung seit fast 30 Jahren hat gezeigt, dass selbst die wiederholte Injektion relativ hoher Dosen keine langfristigen Nebenwirkungen hervorruft.
Behandlung der endokrinen Orbitopathie (Morbus Basedow)
Ein typisches Zeichen der endokrinen Orbitopathie ist die Lidretraktion (stark zurück gezogenes Oberlid, Foto links). Durch die vergrößerte Augenoberfläche treten oft Beschwerden in Form eines trockenen Auges auf. Zudem wirkt der Blick sehr unnatürlich. Durch eine minimal-invasive Injektion von krampflösenden Mitteln können wir die Oberlidstellung verbessern.
Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Behandlung?
Zu Nebenwirkungen und Risiken werden wir Sie vor der Behandlung ausführlich informieren. Krampflösende Medikamente dürfen nicht im Bereich von Hauterkrankungen oder Entzündungen eingesetzt werden; auch bei einer bekannten Unverträglichkeit, bei Nerven- und Muskelerkrankungen, bei Schwangerschaft sowie während der Einnahme bestimmter Antibiotika oder Muskelrelaxantien, ist es tabu. Insgesamt sind die Nebenwirkungen nach einer kosmetischen oder medizinischen Behandlung im Augenbereich gering. Der beste Garant für eine komplikationslose Behandlung ist die Erfahrung Ihres behandelnden Arztes.
Kosmetische Behandlung mittels krampflösendem Medikament
Seit den 90er Jahren werden Injektionen krampflösender Mittel erfolgreich zur Behandlung mimischer Falten eingesetzt. Dadurch lässt sich ein frischer, entspannter Gesichtsausdruck erzielen. Der kosmetische Einsatz des Wirkstoffs muss sorgfältig geplant und wohldosiert werden, um ungewollte Wirkungen wie eine starre, maskenhafte Mimik zu vermeiden.
Wussten Sie schon?
Wenn Sie eine kosmetische Behandlung durch die Injektion eines krampflösenden Medikamentes erwägen, beraten wir Sie gerne in unserer Sprechstunde. Dabei besprechen wir die Vor- und Nachteile der Therapie und eventuelle Alternativen.
Was sind krampflösende Mittel?
Das verwendete krampflösende Medikament ist eine giftige und zugleich therapeutische Substanz, die unter Luftabschluss von Bakterien produziert wird. In feinster Dosierung wird es eingesetzt, um Krankheiten zu behandeln, bei denen sich Muskeln unkontrolliert zusammenziehen, beispielsweise bei dystonen Bewegungsstörungen (Störung des normalen Spannungszustandes der Muskeln) sowie schwerer Spastik. Unsere Patienten schätzen seit Jahren diese schonende Therapie aus der Hand erfahrener Operateure.

Faltenbehandlung (Krähenfüße). Bild rechts: Eine Woche nach dem Eingriff mit deutlich geglätteter Haut.
Wie wirkt das krampflösende Medikament?
Das Mittel blockiert die Übertragung der Signale vom Nerv zum Muskel, so dass der Muskel, obwohl der Nerv weiterhin Signale senden kann, für eine bestimmte Zeit erschlafft. Dazu wird das Mittel in oder neben den Muskel gespritzt. Am Nervenende verhindert es, dass eine für alle Bewegungsabläufe notwendige Überträgersubstanz (Acetylcholin) freigesetzt wird. Die Wirkung setzt individuell verschieden nach etwa ein bis zwei Wochen ein und hält rund drei bis vier Monate an. Der Organismus setzt nach einer gewissen Zeit bestimmte Mechanismen am Nervenende in Gang, die letztendlich den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Das Nervenende regeneriert sich und ermöglicht somit erneut die Freisetzung von Acetylcholin.